Auszug aus der Laudatio anlässlich der Midisage der Ausstellung

„Wie Phönix aus der Asche“
von Barbara Keena

Ihren Bildern sind vielfältige Aspekte und Themen eigen. So  möchte ich diese einzeln beleuchten:

SPIRITUALITÄT:
Für Ina Pause Noack stellt die Dimension der Zeit, die diesem Kunstkonzept zugrunde liegt, das Besondere dar. In dieser Dimension werden die Einheit von Mensch und Natur und unser geistiges und spirituelles Leben sowie das reale, mitunter auch unsichtbare, uns umgebende Universum lebendig. Alles hängt miteinander zusammen und unterliegt einem permanenten Wandel und mündet in einer „Ewige Wiederkunft“. Hier stoßen wir wieder auf den Phönix .

FARBE:
Die allermeisten Werke von ihr, Gemälde und Objekte, sind überwiegend in Weiß gehalten. Physikalisch, optisch, ist Weiß erst einmal die Anwesenheit von Licht, während Schwarz die Abwesenheit von Licht bedeutet. Jeder von uns hat im Physikunterricht gesehen, wie ein Lichtstrahl auf ein Prisma gerichtet wird und das Prisma das Licht in die Spektralfarben zerlegt. In der Farbe Weiß ist also das ganze Farbspektrum enthalten, das heißt, das gesamte Licht wird reflektiert.

Den alten Griechen zum Beispiel, deren antike Tempel, kunstfertige Skulpturen und auch ihre Kleidung im Grunde hauptsächlich weiß waren. Weiß wie der Schnee, weiß wie das Licht und weiß wie die Wolken im Himmel. Die Farbe Weiß scheint also etwas nicht Greifbares, geradezu Transzendentes zu beschreiben, wie das geheimnisvolle weiße „Licht am Ende des Tunnels“. Doch bevor wir in diese mythischen Welten abschweifen, kehren wir doch erst noch einmal zu den Tatsachen zurück.

Dass der Farbe Weiß in der Farbenlehre so eine besondere Stellung eingeräumt wird, ist dem Umstand geschuldet, dass das Auge ihn nur dann wahrnehmen kann, wenn alle drei Zapfen in der Netzhaut des Auges in gleicher Weise und mit ausreichend hoher Intensität gereizt werden und somit in einer harmonischen Art und Weise ausgelastet sind.

Denn wenn man die Farbe Weiß jenseits ihrer Symbolik betrachtet, scheint ihr emotionales Potential eher gering, und sie wird im Allgemeinen eher mit dem Seelisch-Geistigen assoziiert, was möglicherweise daran liegt, dass eines ihrer wichtigsten Charaktermerkmale die Fähigkeit ist, die Dinge auf das Wesentliche zu reduzieren.

Doch was ist überhaupt das Wesen der Dinge? Dies war eine Frage, die die Bildende Kunst wohl vor allem ab dem 20. Jahrhundert interessierte.

Der italienische Avantgardekünstler Lucio Fontana kam in seinem "Weißen Manifest " vom Jahre 1946, zu dem Schluss, dass es eine Synthese von Malerei, Bildhauerei, Musik und Dichtung geben müsse, um die Welt so, wie sie wirklich sei, zu erfassen und deshalb eine Abkehr von den herkömmlichen Materialien notwendig wäre. Berühmt wurde Fontana durch die ab 1958 entstandenen "Tagli", Leinwände, die er mit Gaze unterlegt hatte und dann mit einer feierlichen Geste zerschnitt und infolge dessen den Bildträger zerstörte, mit der Intention dadurch etwas Neues zu schaffen, das vor allem auf die Vorstellungskraft des Betrachters fokussiert war.

Insofern könnte die Vermutung aufkommen, dass man die Kunst in diesem Kontext vielleicht mehr als angewandte Philosophie interpretieren könnte.  Ist doch die Philosophie selbst das gedankliche Ringen um die Erkenntnis unseres Seins, des Wesentlichen selbst.

Und wahrscheinlich geht es im Endeffekt genau darum die Dinge bewusst wahrzunehmen. Ob Sie dazu die Farbe Weiß brauchen oder nicht, obliegt Ihrer eigene Entscheidung, aber für Ihre ersten optischen Wahrnehmungsversuche in punkto Weiß scheint diese Ausstellung von Ina Pause Noack  genau der richtige Ort zu sein.

MATERIAL:
Kunst muss nicht nur Farbe sein. Sondern kann auch mit ganz unterschiedlichen Materialien gemacht werden. Zum Beispiel mit Papier oder Sand, mit Asche und Wolle, wie im Fall von Ina Pause Noack.

Symbolisch steht dafür die verwendete Wolle in Ina’s Ölbildern. Sie soll das unsichtbare „Spinnennetz der Systeme“ symbolisieren, die alles mit allem verbinden und steht für Wärme und Schutz vor Kälte. Wolle und Feuer, die Beiden Dinge, die uns auf so perfekte und ursprüngliche Weise mit dieser vitalen Wärme versorgen. Wolle – lässt sich endlos spinnen, haken ihre Fasern sich doch ineinander, Klima ausgleichend, antibakteriell, ungeheuer saugfähig, fühlt sich immer warm an, selbst wenn sie nass wird, nur um einige der Vorzüge von Wolle zu nennen. Ein Winter ohne wollene Hüllen – für mich undenkbar. Oft synthetisch nachgeahmt, nie erreicht. Und wer kennt nicht das archaisch-wohlige Gefühl,  gemischt mit Respekt, wenn wir uns an einem Lagerfeuer oder Kaminfeuer niederlassen? Sind wir doch alle Wärmewesen.

LICHT UND SCHATTEN: Die Strukturbilder und die Lichtkörper sind hier mit speziellen Strahlern angeleuchtet und Licht und Schatten verweisen auf Lebensprozesse. Das Spiel mit Licht und Schatten und Ihre Bewegung, liebe Gäste, im Raum sollten eine neue optische Wahrnehmung ermöglichen und Ihnen zeigen, dass alles aus verschiedenen Perspektiven in Raum und Zeit gesehen werden kann.

Die hier zu sehenden Bilder sind von der Dualität, die unser Leben ausmacht, geprägt. Diese Dualität setzt sich im Thema Sterben fort, welches das neue Leben ermöglicht, aus der Finsternis, woraus das Licht aufgeht, die Vergangenheit, die die Zukunft mit sich bringt , dem Weiblichen und dem Männlichen, dem Innerkörperlichen wie dem Außerkörperlichen , dem Ich und dem DU und letztlich auch dem Zwei- wie auch dem Dreidimensionalen. Viele ihrer Bilder ragen dreidimensional in den Raum, so als ob sie auf den Betrachter zugehen, zum Dialog einladen. Von der Dualität der Dinge oder auch der „Sichtweise“, zeugen die beiden Bilder „Sanduhr“ und „Zwei Seiten“ (rechts hinten am Klavier). Und  wenden wir uns den Bildern linkerhand zu: „Lebensbaum m“ und „Lebensbaum W“) dehnt sich uns das Thema Dualität gar dreidimensional entgegen. Eingebettet in diese beiden Pole – männlich und weiblich – liegt das Nest, der Mutterleib, welche das neue Leben erahnen lässt.  

Alles das verleiht ihren Werken eine besondere Lebendigkeit und Dynamik und wirkt umso zentrierender auf den Betrachter. Die Auswahl der freien und ungewöhnlichen Verbindung zwischen den Formen, der Materialien, wie Wolle, Spiegelsplitter, Blattgold, Farben und der sich unterschiedlich präsentierenden Konsistenz von Asche, betont das Spezifische an ihrem künstlerischen Ausdruck zusätzlich.

Durch den experimentellen Einsatz von Öl, Wolle, Asche und anderen Materialien entstehen durch deren strukturelle und plastische Individualität ganz neue Möglichkeiten.

Auf den Bildern von Ina Pause-Noack sind nicht nur die Formen auf Symbole und Metaphern, sondern auch die Medien, sprich Materialien, für ihre schaffenden Prozesse reduziert.

LEBENSKREISLÄUFE
Das wird deutlich durch den Einsatz der Asche – Zeugnis von Vergänglichkeit und Verderben, aber mehr noch Symbol des "Stirb und Werde", der Lebenskreisläufe, in denen Fruchtbarkeit auch das Opfer einschließt: Da ist eins, das 'stirbt', um sich einem andern zu schenken, das dadurch erst 'werden' kann. Und das betrifft intime seelische Veränderungsprozesse nicht anders als die großen Metamorphosen der Gemeinschaften. Für dieses Opfer, dargebracht für das Neue Leben, ist uns das Spinnenmännchen bekannt. Nach der Zeugung des Nachwuchses wird das Männchen nicht selten von dem Weibchen gefressen, womit sein Leib als Nahrung dem Gedeihen des Nachwuchses dienlich ist.

SCHICKSAL – dem sich der Phönix zyklisch und wissend hingibt:

Sind es nicht die Fäden, das Spinnen dieser Fäden, diesmal aus Wolle, das archetypische Symbol für die Zeit, aber auch fürs Leben? Aus derselben Wolle werden die Schicksalsfäden von den Nornen, den Schicksalsgöttinnen des Nordens oder anderen Ebenbildern alter Mythen, gesponnen und gezogen.

In der Asche finden wir das Fruchtbarkeitsprinzip wieder. Die Asche auf den Bildern dieser Künstlerin weist nicht auf das Verschwinden, Verwüsten, Zerstören hin, sondern vielmehr auf die von Lava gebrachte Fruchtbarkeit, auf das aus der Asche und der Vergangenheit hervortretende Leben.

Ein Künstler, eine Künstlerin sollte  malen, was er ausdrücken will, nicht gedanklich konstruieren. Er oder sie sind keine Philosophen, die ihre Gedanken ordnen, eine Künstlerin lässt sich inspirieren, ordnet ihre Farben und lässt sie die Geschichte erzählen. Und wer weiß? Vielleicht haben die Nornen dabei die Finger im Spiel!

 „Sie erschafft bildnerische Träume von Wirklichkeit, die wir vorher noch nirgends gesehen haben. Sie malt ihre Visionen und Stimmungen, manchmal will sie auch einen Gedanken ausdrücken. Aber wie bei den meisten Bildern moderner Kunst, erzeugt das Bild mit den Augen seiner Betrachter eine völlig neue Interpretation, die nichts mehr mit den Gedanken der Künstlerin zu tun hat! Wer malt, entlässt seine Farben und Formen wie Kinder, die erwachsen werden, in eine neue Welt.“ Mit diesem Zitat des Theologen und Verlegers Christian Trebing und einem „Haiku“ möchte ich meine Einführung abschließen.

Haikus – nur als kurze Erklärung – ist eine japanische Dichtkunst, die ihren Weg in den Westen gefunden hat. Ihr Wesen ist freilassend, ohne Interpretation, beschreibend, ursprünglich 3-Zeilig, wobei die erste Zeile fünfsilbig, die zweite siebensilbig und die dritte wieder fünfsilbig sein sollte. Diese hier weicht geringfügig ab, passt aber, wie ich finde sehr gut zu unserem sehr speziellen Thema:

 Phönix
Wenn Illusionen sterben,
erscheint aus der Asche
die Liebe.


 

 

 


Kurzversion der Rede zur Ausstellungseröffnung "Transparenz und Transzendenz" zur Luminale 2014
von Prof. Michael Dickmann

 

Für Ina Pause Noack stellt die Dimension der Zeit, die diesem Kunstkonzept zugrunde liegt, das Besondere dar. In dieser Dimension werden die Einheit von Mensch und Natur und unser geistiges und spirituelles Leben sowie das reale uns umgebende Universum lebendig. Alles hängt miteinander zusammen und unterliegt einem permanenten Wandel und mündet in einer „Ewige Wiederkunft“.

Alle Werke von Ina Pause Noack, Gemälde und Objekte, sind überwiegend in Weiß gehalten.

Physikalisch, optisch, ist weiß erst einmal die Anwesenheit von Licht, während Schwarz die Abwesenheit von Licht bedeutet. Jeder von uns hat im Physikunterricht gesehen, wie ein Lichtstrahl auf ein Prisma gerichtet wird und das Prisma das Licht in die Spektralfarben zerlegt. In der Farbe Weiß ist also das ganze Farbspektrum enthalten, das heißt, das gesamte Licht wird reflektiert. Das ist Ihnen zu abstrakt!

Nun gut, dann beginnen wir mit den Klassikern. Den alten Griechen zum Beispiel, deren antike Tempel, kunstfertige Skulpturen und auch ihre Kleidung im Grunde hauptsächlich weiß waren. Weiß wie der Schnee, weiß wie das Licht und weiß wie die Wolken im Himmel. Die Farbe Weiß scheint also etwas nicht Greifbares, geradezu Transzendentes zu beschreiben, wie das geheimnisvolle weiße Licht am Ende des Tunnels. Doch bevor wir in diese mythischen Welten abschweifen, kehren wir doch erst noch einmal zu den Tatsachen zurück.

Dass der Farbe Weiß in der Farbenlehre so eine besondere Stellung eingeräumt wird, ist dem Umstand geschuldet, dass das Auge ihn nur dann wahrnehmen kann, wenn alle drei Zapfen in der Netzhaut des Auges in gleicher Weise und mit ausreichend hoher Intensität gereizt werden und somit in einer harmonischen Art und Weise ausgelastet sind.

Viele weiße Rohstoffe wie Gips, Kalkstein, Porzellan oder Marmor hatten so seit jeher den Vorteil, dass sie das Spiel aus Licht und Schatten am Vollendetesten wiedergaben und somit auch für die farbige Gestaltung von Büsten, die den Menschen möglichst ähnlich sehen sollten, oder Bauten, die den Betrachter durch ihre Farbenpracht beeindrucken konnten, als Grundlage am geeignetsten erschienen. Die Forschung ist sich noch uneins darüber, wie farbenfroh die Antike wirklich war, doch obwohl anzunehmen ist, dass das Weiß oft wieder unter dicken Farbschichten oder dünnen Lasuren verschwand, blieb es trotzdem die unscheinbare Substanz, die das Wesen der Dinge formte und deren formale Klarheit man erst im Klassizismus wieder mehr zu schätzen wusste.

Denn wenn man die Farbe Weiß jenseits ihrer Symbolik betrachtet, scheint ihr emotionales Potential eher gering, und sie wird im Allgemeinen eher mit dem Geist assoziiert, was möglicherweise daran liegt, dass eines ihrer wichtigsten Charaktermerkmale die Fähigkeit ist, die Dinge auf das Wesentliche zu reduzieren.

Doch was ist überhaupt das Wesen der Dinge? Dies war eine Frage, die die Bildende Kunst wohl vor allem ab dem 20. Jahrhundert interessierte. Besonders radikal behandelte dieses Sujet beispielsweise der Suprematismus, als dessen bedeutendster Vertreter Kasimir Malewitsch bekannt ist. Und nachdem dieser 1915 mit seinem Werk "Schwarzes Quadrat auf weißem Grund" den Grundstein für diese erste vollkommen ungegenständliche und abstrakte Kunstrichtung gelegt hatte, folgte im selben Jahr "Rotes Quadrat" und schließlich 1919 "Weißes Quadrat auf weißem Grund". Das Prinzip, dem die Suprematisten folgten, war, die Darstellungen auf einfachste geometrische Formen zu reduzieren, um sich mit den "höchsten" menschlichen Erkenntnisprinzipien auseinanderzusetzen.

Doch während die Suprematisten diese Frage noch hauptsächlich auf der Leinwand ausfechten wollten, kam der italienische Avantgardekünstler Lucio Fontana 1946 mit seinem "Weißen Manifest" zu dem Schluss, dass es eine Synthese von Malerei, Bildhauerei, Musik und Dichtung geben müsse, um die Welt so, wie sie wirklich sei, zu erfassen und deshalb eine Abkehr von den herkömmlichen Materialien notwendig wäre. Berühmt wurde Fontana durch die ab 1958 entstandenen "Tagli", Leinwände, die er mit Gaze unterlegt hatte und dann mit einer feierlichen Geste zerschnitt und infolge dessen den Bildträger zerstörte, mit der Intention dadurch etwas Neues zu schaffen, das vor allem auf die Vorstellungskraft des Betrachters fokussiert war.

Insofern könnte die Vermutung aufkommen, dass man die Kunst in diesem Kontext vielleicht mehr als angewandte Philosophie interpretieren könnte. Besonders, wenn man sich Robert Ryman zuwendet – er ist wohl der Künstler in der aktuellen Kunstszene, der am entschlossensten allein die Farbe Weiß benutz. Auf die Frage, warum er ausschließlich weißfarbene Arbeiten anfertige, antwortete Rymann "I think many people have done painting in white for specific reasons, to solve a certain problem that they`re working on. (...) But I use the white because it`s neutral – it`s a paint that allows other things to come into focus with the work." Wenn man Rymans Arbeiten betrachtet, scheint es offensichtlich, dass es ihm nur bedingterweise um die Malerei selbst geht. Farbe wird auch bei ihm nicht zur Darstellung von etwas Gegenständlichem, sondern um ihrer selbst Willen in einer materiellen Qualität eingesetzt und dies fast ausschließlich auf einem quadratischen Format. Diese Einschränkungen in der Wahl der Mittel eröffnen ihm auf der anderen Seite jedoch wieder eine ungemeine Bandbreite an Variationen ein und desselben Themas. Das Schwarz, das nicht einmal materiell vorhanden sein muss, sondern sich durch die Dreidimensionalität des Farbauftrags in den Schattenfugen erahnen lässt, sorgt letztendlich auch bei Ryman für die Dynamik bei der Betrachtung der Bilder. Dabei geht es jedoch keinesfalls um augenfällige Effekte, die sofort ersichtlich wären, sondern um eine sensible Gestaltung der Bildoberfläche, bei der der Betrachter auch selbst entscheidet, was er sieht, indem er seine Position vor dem Bild verändert. Bei anderen Gemälden tritt dieser Effekt natürlich ebenso ein, denn der Einfall des Lichts spielt bei der Bildbetrachtung immer eine große Rolle, aber wie Ryman selbst beschrieb, setzt er mit dem Verzicht auf weitere Farben diese Tatsache bewusst ein.

Und wahrscheinlich geht es im Endeffekt genau darum, nämlich die Dinge bewusst wahrzunehmen. Ob Sie dazu die Farbe Weiß brauchen oder nicht, ist natürlich Ihre eigene Entscheidung, aber für Ihre ersten optischen Wahrnehmungsversuche in punkto Weiß scheint mir diese Ausstellung von Ina Pause Noack  genau der richtige Ort zu sein.

Kunst muss nicht nur Farbe sein. Sondern kann auch mit ganz unterschiedlichen Materialien gemacht werden. Zum Beispiel mit Papier oder Sand, mit Asche und Wolle, wie im Fall von Ina Pause Noack.

Die verwendete Wolle soll das unsichtbare Spinnennetz der Systeme symbolisieren, die alles mit allem verbinden und steht für Wärme und Schutz vor Kälte. Es gibt für mich nichts Gemütlicheres als an einem kalten Winterabend mit einer Wolldecke über den Füßen, einem Glas Wein und einem Buch in einem Sessel vor dem Kamin zu sitzen.

Die Strukturbilder und die Lichtkörper sind hier mit speziellen Strahlern angeleuchtet und Licht und Schatten verweisen auf Lebensprozesse. Mitten im Raum hängen 4,5m lange Stoffbahnen über eine Breite von 6m auf die eine Fotopräsentation  geworfen wird. Sie als Besucher sollen sich durch den Raum bewegen und mit ihrem Schattenwurf als Menschen einen Teil unser Natur und unseres Daseins im Kosmos werden. Das Spiel mit Licht und Schatten, die Fotopräsentation und Ihre Bewegung im Raum sollten eine neue optische Wahrnehmung ermöglichen und Ihnen zeigen, dass alles aus verschiedenen Perspektiven in Raum und Zeit gesehen werden kann.

Ich schließe mit einem Gedicht von Nazim Hikmet (türkischer Schriftsteller/Dichter)

Einzeln und frei wie ein Baum

Brüderlich und gemeinsam wie ein Wald,

Das ist unsere Sehnsucht.

 

Prof. Michael Dickamnn, Offenbach, den 31.03.2014

 


Caroline Messelhäußer, M.A.

Kunsthistorikerin

Auszüge der Laudatio zur Ausstellung „Lebenstanz“

  

" ..Man weiß ja nie, was so auf einen zukommt, wenn man den Künstler/die Künstlerin nicht kennt.... Diese Spannung wich als ich die ersten Werke sah und eine Begeisterung hielt bei mir Einzug....  Die Art der Darstellung und die Themen, gepaart mit den verwendeten Farben und Materialien, dieses spezielle Zusammenspiel also, kennt man hier, denke ich, so nicht. Meine Neugierde war geweckt, …….

Die Künstlerin …. stellt insbesondere gesellschaftlich geprägte Themengebiete in ihrer Malerei dar, das Leben und den Menschen, die unterschiedlichen Einflüsse der Gesellschaft, des Alltags, der Politik und die Auswirkungen auf unser Leben. Sie bringt diese, zusammen mit ihren eigenen Träumen, Empfindungen, Erfahrungen/Lebenserfahrungen auf den Bildträger, die Leinwand.
Sie sehen bereits an diesen Werken, dass die Künstlerin keine bestimmte Darstellungsart einschlägt: Sie bewegt sich stets zwischen Konkretisierung, also gegenständlich, naturalistisch und Abstraktion.

Zum Beispiel:

….. die Werke mit dem Titel „Gaia“ und „Terra“ - beide bedeuten Erde bzw. Mutter Erde –stehen somit für den Ursprung allen Lebens. In dem Werk „Terra“ sehen wir einen hell leuchtenden Heiligenschein bzw. ikonografischrichtigerweise als Aureole zu bezeichnen Sie umfasst eine Figur, ein Gebilde. Bei dem Gemälde mit dem Titel „Gaia“, welches in Erdtönen gehalten ist, erkennen wir ein Dreieck, das symbolisch für den Aufstieg zum Himmel steht, für Feuer, für Stabilität und das dem aktiv männlichen Prinzip entspricht. Im Gegensatz übrigens zu der Darstellung eines Dreiecks, das auf der Spitze steht(= weiblich, erinnert an den weiblichen Schoß!). In dem Dreieck ist enthalten … ja was? Manche sehen ein Phallus-Symbol, andere das weibliche Geschlecht. Damit wäre einerseits das Maskuline verstärkt, andererseits hätten wir die Ausgeglichenheit zwischen den Geschlechtern, eine Harmonie, eine Beziehung…. Vielleicht sehen Sie aber auch schlichtweg eine Tänzerin! Genau diese unterschiedlichen Empfindungen und Gedanken beim Betrachten der Werke will die Künstlerin auslösen; sie machen die Bilder so geheimnisvoll.....

Oder das Werk „Lebensuhr“: Das Leben beginnt, das Leben endet, es ist ein einziger Kreislauf, mit Höhen und Tiefen, die zu überwinden es gilt –ein Leben wie ein Tanz – wie eine Achterbahn –der Gefühle, Emotionen, des Lernens, Scheiterns, des Neubeginns?? Irgendwann geht es zum Ursprung zurück!

Aber nicht nur das überaus breit gefächerte Thema Leben und Mensch mit allem was dazugehört …. ist im Werk von Ina Pause-Noack interessant und faszinierend; es sind auch die verwendeten Farben und Materialien. ......

Sie nutzt quasi die gesamte Farbenpalette, kombiniert diese harmonisch, setzt warme und kalte Farben nebeneinander, und trotzdem oder gerade deshalb strahlen die Werke eine unglaubliche Leichtigkeit, aber auch Dynamik aus. Zum Teil erleben wir ein regelrechtes Feuerwerk an Farben mit vielen Explosionen, die einzelne Bildbereiche zum Leuchten bringen, man spürt auch die unglaubliche Energie, die von diesen Werken ausgeht. ……


Neben der Verwendung von Asche, die ein Symbol für Vergänglichkeit ist, oft auch für Verwüstung, Zerstörung und Tod steht, aber bei Ina Pause-Noack auf ein neues Leben hinweist, wie schon der Phönix, der alle 500 Jahre aus seiner Asche neu geboren wird, in neuem Glanz erstrahlt und ein Symbol für Reinheit und Wiedergeburt ist, bringt sie auch andere Materialien wie Spiegelsplitter oder Wolle mit ein. Den natürlichen Rohstoff Wolle fügt die Künstlerin als aufgerollte Schnur, als Fadenwirrwarr oder in sich auseinander gezogen als einzelne dünne Wollfäden, beinahe wie Wollflusen in die Werke mit ein. Durch diese haptische Oberflächenstruktur, also bedingt durch die Textilien, die Wolle, die Spiegelsplitter wirken die Werke sehr plastisch, sie greifen in den Raum ein, bekommen Tiefe und eine gewisse Dreidimensionalität.

Die Wolle gibt es seit Urzeiten –dieses von der Künstlerin verwendete Material fügt sich somit hervorragend korrespondierend in ihre Kunst und die dargestellten Themen ein....

Ich kann Ihnen versichern, dass es sich lohnt, den künstlerischen Werdegang von Ina Pause-Noack auch zukünftig zu verfolgen, denn so viel darf ich sagen, sie geht nun weg von den Farben, …... Wir dürfen also gespannt sein."

Mannheim, den 16.11.2013

Caroline Messelhäußer, M.A.

www.kunst-vermittlung.de

 


 

Rezension der Kunsthistorikerin Vesna Mandic

 

Spuren der geheimnisvollen Wollfäden

     Die Bilder der Künstlerin Ina Pause-Noack können es sich leisten, auf die trendigen Blickfänge als Mittel in der heutigen Zeit völlig zu verzichten. Falls Sie die Bilder im Vorbeigehen nicht sofort ansprechen, liegt es höchstwahrscheinlich daran, dass sich diese ihre verborgenen Schätze nur von ihrem Betrachter in seinen geistesgegenwärtigen Momenten und emotionaler Verbundenheit entdecken lassen, um sich den Auserwählten zu öffnen, ihnen ihre Botschaften zu überbringen oder sie zum Nachdenken zu verführen.


     Jedes ihrer Werke, unabhängig davon, welcher Phase es entstammt, ist in seinem künstlerischen Ausdruck einmalig. Schon die Arbeiten auf Seide aus den 90-ern des letzten Jahrhunderts weisen darauf hin, was die persönliche Note ihrer Gemälde in Öl im darauf folgenden Jahrhundert werden will: aufgewirbelte Koloritpracht, die ihre geistige Energie hervorhebt. Klangvolle Emotionalität lodert auf den Bildern, betont durch die Palette warmer Farben, mit Rot beginnend über Orange bis zu Gelb, die sich oft als Pendant der aus Blau und Grün bestehenden Palette kalter Farben entgegensetzt. In den Werken dieser Künstlerin sind sowohl die Dualität als auch der Kontrast nicht nur im Kolorit präsent, sondern auch in der Komposition, Struktur und Thematik des Bildes. Rund gegen spitz, gewellt gegen gerade, hauchdünne Pinselstriche gegen üppige Strukturschichten, leichte und transparente Passagen gegen schwere und sattfarbige, runde Formen mit der Tendenz sich zu öffnen statt zu schließen, Außen- und Innenwelt, Privates, Intimes und Öffentliches.
Diese Dualität setzt sich im Thema Sterben fort, welches das neue Leben ermöglicht, aus der Finsternis, woraus das Licht aufgeht, die Vergangenheit,
die die Zukunft mit sich bringt …

Alles das verleiht ihren Werken eine besondere Lebendigkeit und Dynamik. Die Auswahl der freien und ungewöhnlichen Verbindung zwischen dem Entstehen der Formen, durchs Führen der Wollfäden über die Leinwand und durchs raffinierte Fokussieren des Motivs mittels Asche, betont das Spezifische an ihrem künstlerischen Ausdruck zusätzlich. Wie auf dem Pfad von Ariadne fädelt sie die Wolle auf der Leinwand auseinander, verzaubert damit das Gewöhnliche in die Metapher und Symbole, nicht, um dabei nach konkreten Lösungen zu streben, sondern vielmehr um zum Dialog und Verstehen anzuregen, um so die Grundpfeiler ihrer geistigen Brücken zu setzen. In ihrem Geiste beobachtet und analysiert sie ihre Objekte, bevorzugt den Wandel der gegenwärtigen Gesellschaft, das Leben, das weibliche Prinzip, den Mensch und seine Position in der Zeit, Natur und Universum. Ihre Beobachtungen skizziert sie eher, als dass sie sie darstellt, luzid und doch nicht prätentiös, womit sie dem Betrachter den Raum für eigene Interpretationen gewährt.

    Auf den Bildern von Ina Pause-Noack sind nicht nur die Formen auf Symbole und Metaphern reduziert, sondern auch die Medien für ihre schaffenden Prozesse. Sind es nicht die Fäden, diesmal aus Wolle, das archetypische Symbol für die Zeit, aber auch fürs Leben? Dieselbe Wolle wird aus Ihrem kollektiven Gedächtnis die Figur der Spinnerin und Weberin hervorrufen, die über Moiren, Parzen, Nornen und anderen Ebenbilder alter Mythen unweigerlich das archetypische Symbol des Schicksals aufweist, aber auch auf das Urbild der Magna Mater, womit das Fruchtbarkeitsprinzip in den Vordergrund rückt. Gaia, die ihre Arme zu Uranus streckt, die Erde, die sich mit dem Himmel vereint, um von ihm befruchtet zu werden. Die Fruchtbarkeit und das Leben suggeriert auch das andere Medium – die Asche. Wenn Sie versuchen sie als Memento mori zu verstehen, werden Sie sich in der Sackgasse ihrer eigenen Logik befinden. Die Asche auf den Bildern dieser Künstlerin weist nicht auf das Verschwinden, Verwüsten, Zerstören hin, sondern vielmehr auf die von Lava gebrachte Fruchtbarkeit, auf das aus der Asche und der Vergangenheit hervortretende Leben.

   Die Weiterentwicklung ist auf den neuesten ihrer Werke deutlich sichtbar, für den Kenner ihrer Werke und Arbeit dennoch logisch und nachvollziehbar. Die Farbpalette hat sich vollständig verändert. Der intensive und lebhafte Gamut der vergangenen Arbeiten wurde durch Weiß ersetzt. Auf diese Art und Weise sind Wolle und Asche noch präsenter in den Vordergrund gesetzt und dominieren beim Ausbau der Komposition vollständig, ohne das Temperament und die Dynamik zu verringern, die die früheren Werke auszeichnen. Ist diesmal ein weiteres Medium zur Metapher geworden? Ist die weiße Farbe da, um Freiheit oder Niederlage, Leben oder Tod, Unschuld oder Erfahrung, Weisheit oder Oberflächlichkeit zu betonen? … Versuchen Sie es selbst zu erkunden und tauchen Sie ruhig ein, in das verzauberte Labyrinth des Schaffens der Künstlerin Ina Pause-Noack, Sie werden sich nicht verlieren, die goldenen Fäden der Ariadne werden Ihnen zu Ihrem Weg verhelfen.

Vesna Mandic - Kunsthistorikerin

Frankfurt, den 29.06.2012

 


 

Janssen Peters  - Philosoph, Coach und Kommunikator


Zur Ausstellung "Tanz auf dem Lavafeld" 

Man kann vor Bildern stehen, oder man kann mit ihnen tanzen. Ina Pause-Noacks Werk jedenfalls lädt zu einem solchen Tanz ein: Mit seiner Spannung zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion und dem innovativen Einsatz der Materialien Asche und Wolle lockt es seine Betrachter in die Erkundung seelischer Wirklichkeiten und Prozesse. Dabei geht es überall um Verlebendigung, um eine fruchtbare Auseinandersetzung mit dem "Stirb und Werde", das die Aufforderung ausspricht, sich den Metamorphosen aller Lebensgestalten und Lebensgesten zu öffnen, der Aufforderung also, jeden Stillstand, jeden Stand-Punkt zu überwinden und wieder den Tanz – Metapher gelingenden Lebens – zu wagen. 

Mit dieser Dynamik kommt in Berührung, wer dicht an diese Bilder herantritt und sich ihrer Materialität und Machart zuwendet: 

So macht der Farbauftrag aus der Bildoberfläche einen Bild-Raum, aus dem die Gestalten und Figuren plastisch auftauchen, ja in ihn hineinwachsen mit einer – besonders für das jüngere Werk typischen – faserigen Organizität. Und dieses organische Gewebe scheint nie an ein Ende gekommen, sondern noch immer im Wandel zu sein. 

Das wird verstärkt durch den Einsatz der Asche – Zeugnis von Vergänglichkeit und Verderben, aber mehr noch Symbol des "Stirb und Werde", der Lebenskreisläufe, in denen Fruchtbarkeit auch das Opfer einschließt: Da ist eins, das 'stirbt', um sich einem andern zu schenken, das dadurch erst 'werden' kann. Und das betrifft intime seelische Veränderungsprozesse nicht anders als die großen Metamorphosen der Gemeinschaften.

Dies spielt in den Gebrauch der Wolle hinein. Als Textur unentwirrbaren Verstricktseins und unauflöslicher Verflechtung steht sie als Symbol in der Schwebe: zwischen Wirrnis und Verstrickung, Enge und Unfreiheit auf der einen, und Geborgenheit und 'Nestwärme', einem verlässlichen Umarmt- und Gehaltensein auf der anderen Seite. 

Damit weist diese Dynamik der Oberflächengestaltung auf eine Innendimension, die die Künstlerin selbst als "systemische" Lebensauffassung bezeichnet. Womit sie meint, dass alle Lebenszusammenhänge, in denen man sich im Außen bewegt, auch im Inneren, im Seelischen wirksam sind und dort Anerkennung verlangen. Denn nur so gelingt der Tanz, nur so können die Kräfte, die im Dunkel des Unbewussten sonst unheilvoll wirken, befreit und in eine über die Grenzen der Selbstbezogenheit hinausweisende und hinausgreifende Existenz integriert werden. 

Das also ist gewissermaßen das 'Herz', das im Innern dieser Kunst schlägt. Es versorgt die Werkoberfläche mit Leben, lässt in den Bildraum all die Gestalten hineinwachsen, die den Betrachter mit ihren dynamischen, spannungsreichen Gesten und Impulsen unmittelbar ansprechen. Mit dieser Ansprache, die hervorgeht aus einem gefühlten Verbundensein mit allem, was ist – auch mit den dramatischen und verstörenden Aspekten der zivilisatorischen Entwicklungen –, erfährt sich der Betrachter als ein Du, das selbst immer schon im Geflecht der Beziehungen steht und aufgerufen ist, sich ganz hineinzuteilen ins Abenteuer des getanzten Menschseins: im Inneren gesammelt, nach außen geöffnet – und immer voller Neugier auf die nächsten Schritte.  

Dreieich, 27.04.2012 


Christian Trebing - Verleger, Theologe und Autor

Auszug zur Ausstellung "Lebensuhr":

„ … die Kunst der Gegenwart hat sich zu einer erstaunlichen Vielfalt gewandelt, die ich traut auch Emotionen, Gefühle in Farben und Formen umzusetzen. Ina Pause-Noack bewegt sich geschickt in ihrem Paradies der Formen und Farben immer wieder in neu formulierte Bildkompositionen.

Sie erschafft bildnerische Träume von Wirklichkeit, die wir vorher noch nirgends gesehen haben. Sie malt ihre Visionen und Stimmungen manchmal will sie auch einen Gedanken ausdrücken. Aber wie bei den meisten Bildern moderner Kunst, erzeugt das Bild mit den Augen sei